Pech kennt keine Fehlschläge - Aufreger im Alltag

Es ist wieder mal einer dieser Tage. Sie würden am liebsten gleich im Bett bleiben und sich die Bettdecke über beide Ohren ziehen. Weil Sie es irgendwo tief in Ihrem Innersten ganz genau wissen: Heute geht sowieso alles schief. Und nach Murphys Gesetz geht dann ja auch ganz sicher alles schief. Sie müssen aber. Und verschlafen prompt. Sie nippen schnell im Stehen am Kaffee, er läuft Ihnen über die weiße Bluse und beim Rausgehen klebt Ihnen noch die Zahnpasta am Kinn. Was Sie jedoch erst bemerken, nachdem Sie eine Kollegin nach dem morgendlichen Meeting darauf aufmerksam macht.

In der U-Bahn ist aus unerfindlichen Gründen die Hölle los. Wie immer, wenn Sie es eilig haben. Es wimmelt nur so von Leuten, die ihr Umfeld mit grauenvollen Sounds beschallen, in voller Lautstärke telefonieren oder wie besessen auf ihrem Smartphone herumtippen. Und natürlich lassen die einen gar nicht erst aussteigen, wenn sie hineindrängen wie ein wildgewordener Heuschreckenschwarm. Und fahren einem dabei auch noch achtlos mit dem Kinderwagen über die nagelneuen Lacklederschuhe.

Der Vormittag zieht sich schier endlos hin. Wenn er sich dann doch irgendwann dem Ende zuneigt und Sie spornstreichs aus dem Büro stürzen, um endlich etwas Essbares aufzutun, fängt es garantiert zu regnen an. Sie haben natürlich keinen Schirm dabei und in dem netten Café ist kein einziger Platz mehr frei, obwohl das doch gestern noch der absolute Geheimtipp war. Also holen Sie sich mit laut knurrendem Magen eine Currywurst auf die Hand und kleckern bei der Gelegenheit die schöne Bluse mit Ketchup voll. Wenn Sie anschließend grob gesäubert und mega gestresst zurück ins Büro hasten, bricht die Sonne durch.

Pech kennt keine Fehlschläge

Dann stürzt auch noch der Computer ab, wo Sie gerade einen dreiseitigen Text fertig gestellt hatten, ohne ihn zu speichern. Sie beschließen, genau das zu tun, was Sie ohnehin von Anfang an hätten tun sollen: Nach Hause gehen, sich ins Bett legen, die Decke über die Ohren zu ziehen. Auf dem Heimweg steigt Ihre Laune wieder ein wenig und Sie machen einen kleinen Abstecher in die Parfümerie, weil Ihr Lieblingslippenstift aus ist. Der einzige, der ausnahmsweise mal wirklich perfekt gepasst hat. Ist klar - ausgerechnet diesen Farbton gibt es jetzt nicht mehr. Neue Saison, neue Farben. 

Dafür fallen Sie beim Hinausgehen beinahe über eine Hundeleine und ziehen sich eine böse Laufmasche. Was Sie aber erst zu Hause bemerken, weil Sie sich heillos mit einem Halbwüchsigen verheddert haben, dem Sie geradewegs in die Arme gestolpert sind. Mit Undercut und Ganzkörper-Tattoo, Leinenbeutel und Röhrenjeans. Sie fragen sich kopfschüttelnd, ob die Menschheit neuerdings insgesamt an Geschmacksverirrung leidet oder Sie selbst jetzt auch schon zu den alten Säcken gehören, die diesen Style einfach grässlich finden.

Sie freuen sich schon riesig auf zu Hause. Jetzt noch fehlt nur noch was zum Knabbern und Rotwein. Damit Sie es sich so richtig schön gemütlich machen können. Das klappt auf Anhieb. Bis zur Kasse. Sie stellen sich bei der kürzesten Schlange an. Die Dame, die gerade dran ist, hat den PIN ihrer EC-Karte vergessen. Sie lächeln nachsichtig. Fünf Minuten später ist die Dame immer noch felsenfest davon überzeugt, dass sie dreimal den korrekten PIN eingegeben hat. Das EC-Kartenlesegerät behauptet das Gegenteil. Die Dame hat kein Bargeld dabei. War irgendwie klar.

Was ist schlimmer als Werbepausen? Keine Werbepausen.

Endlich zu Hause angekommen, fläzen Sie sich geradewegs aufs Sofa und schalten die Glotze an. Schmalztriefende Kitsch-Serien, Kochsendungen und Tierfilme. Sie werfen einen Blick auf das Abendprogramm: B-Movies. Remakes und Sequels von uralten Klassikern. Germany's Next Topmodel, DSDS und das Dschungelcamp. Und Fußball. Beim Fußball gibt es aber wenigstens keine Werbepausen. Aber vielleicht kommt das ja auch noch – die Werbepause kurz vor dem Tor. Weil Werbung ja grundsätzlich immer an den spannendsten Stellen kommen muss.

Schlimmer als Werbepausen sind dann eigentlich nur noch keine Werbepausen. Besonders, wenn man sich beim Zappen innerlich auf eine bestimmte Pausenlänge programmiert hat. Dann ist der Werbeblock immer zu kurz und man hat garantiert wieder das Beste verpasst. Bildstörung. Auch das noch. Das Satellitensignal ist weg. Es ist allerhöchste Zeit, ins Bett zu gehen und die Decke ganz fest über beide Ohren zu ziehen…